Zu hohen Ehren, Mai 1198
Die Belohnung, die Rickard, Raoul und die anderen für uns
und speziell für mich bereithielten, überraschte mich
in der Tat. Die Domäne von Balgrad sei zu lange schon ohne
Prinz, und ein Kampf um sie unter den Vampiren Siebenbürgens
würde der Region nur Chaos bringen. Darum sollte ich dieser
Domäne als Prinz vorstehen. Ich, mit wenig mehr als 70
Jahren unter dem Schatten, Prinz. Ich machte mir keine Illusionen.
Raoul wollte die Macht, die dieses Amt bringt, führen,
ohne selbst seine Entscheidungen rechtfertigen zu müssen.
Ich nahm diese Ehre an, was sollte ich auch sonst tun. Nun gut,
dachte ich mir, Raoul würde seinen Prinzen haben, doch
ich würde nicht als Puppe an seinen Fäden tanzen.
Ich nahm mir vor, mich persöhnlich um Allianzen und Einfluss
zu bemühen. Ich würde mich unersetzlich machen und
meine Fänge so tief in diese Domäne schlagen, das
wenn er mich einst zu entfernen suchte, er die Wunden nie würde
schliessen können. Die ersten
Jahre: Balgrad
Die ersten Jahre meiner Herrschaft verliefen weitaus einfacher,
als ich zunächst erwartet hatte. Auch wenn die meisten
anderen Prinzen von Siebenbürgen meinen Aufstieg nicht
begrüssten, so akzeptierten sie ihn doch. Meinen Respekt
für Radu Bistri habe ich ihn früheren Berichten bereits
erwähnt. Die anderen jedoch waren weniger nach meinem Geschmack.
Klausenburg war und ist die Domäne des Gangrel
Mitru, den man den Jäger nennt. Er war es auch, der uns
damals auf der Strasse unseres Goldes beraubte. Es war seiner
Meinung nach ein gerechtfertigter Tribut für die Durchquerung
seines Territoriums. In Mediasch herrscht Nova Arpad, eine Ventrue.
Sie erscheint mir mächtig, wenn auch leicht instabil. Ich
beschloss sie ihren Belangen zu überlassen, denn eine Fehde
mit den Ventrue wollte ich nicht riskieren. Hermanstadt und
Schaasburg wurden von Nosferatu regiert. Ich befand dies von
Vorteil. Wenn ich auch keinem von ihnen vertrauen konnte, so
waren sie doch neutrale Kräfte, die ich mit Freundlichkeit
neutral hielt. Kronstadt nenne ich zuletzt, da es einerseits
der größte Schatz der Region ist, andererseits von
dem schwächsten Prinzen geführt wird. Rudolf von Drachenstein
begleitete uns schon zum Tihuta Pass und ich hatte die Zeit
seine Natur näher zu beobachten. Er ist ein Ventrue,
und hat allein deshalb warscheinlich schon mehr Clansrückhalt
als ich, doch sein Sinn für den Jyhad ist schwach. Ich
werde ihn näher beobachten und seine Schwächen weiter
ausloten.
Piere ist in seine englische Wahlheimat zurückgekehrt und
erscheint nur sporadisch im Land hinter dem Wald. Fabien habe
ich zur Stärkung meiner Position zu meinem Leutnant ernannt
und im selben Zug an mich gebunden, sicher ist sicher. Louis
hat derweilen in meiner Domäne ein Gildehaus der Tremere
eröffnet, und zwei weitere Tremere in die Stadt gebracht.
Wie ich, nahm ich an, war auch ihm befohlen worden sich in diesem
Landstrich niederzulassen. Ich hatte ihm meine Domäne auch
noch freiwillig angeboten, und nun fragte ich mich, was er in
Wirklichkeit hier zu suchen hatte.
Und noch etwas letztes hatte ich beinahe vergessen: Nach reiflicher
Überlegung und auch auf ihren eigenen Wunsch hin holte
ich im Jahre 1235 Sherazhina Basarab unter den Schatten. Doch
ich beging einen schrecklichen Fehler, ich band sie durch Blut
an mich. Ich dachte überhaupt nicht darüber nach,
sah dies als selbstverständlich an. Wie sehr ich Raoul
in meiner Unsicherheit ähnlich geworden war, erkannte ich
erst später. Nun, da ich die schreibe, habe ich diesen
Fehler korrigiert und Sharazhina entlassen, doch hierzu später.
Meine Domäne, um wieder darauf zurückzukommen, wurde
seitens der Sterblichen durch die Adelige Mornau Familie regiert.
Ich begann also dort, im Schloss Mornau, meinen Einfluss auszubauen.
Ich brachte die Schlüsselfiguren schnell unter meinen Einfluss
und begann eine von mir beeinflusste Herrscherdynastie nach
Vorbild der Tzimisce aufzubauen, wenn ich auch weiß
das mir die Schaffung von Revenants nie gelingen wird. Nachdem
ich mir so Geld, Jagdgründe und Herschermacht angeeignet
hatte widmete ich mich meinem zweiten Standbein, der Kirche.
Nicht nur sah ich in der Macht des Glaubens eine Gefahr, die
ich zu bannen und gegen meine Feinde zu steuern suchte, Raoul
verachtete die Kirche schon seit jeher. Dies war ein Territorium,
in das er mir nicht würde folgen können und sollte
er mich je verdrängen, so würde ich Balgrad mit dem
heiligem Licht des Glaubens überfluten lassen.
Ich erspare dir nunmehr meine nächtlichen Geschäfte,
denn du bis Geschichtsschreiber und kein Stadthalter. Bis ich
dir geschichtsträchtigeres zu berichten habe verbleibe
ich. Ubiquios
Eine Notitz an Fabien, 1225
Fabien, da ich zu einem Gespräch mit Prinz Radu nach Bistritz
reisen muss, hinterlasse ich dir diese Notitz. Deinen Einsatz
im Sturm auf Balgrads Gildehaus war mutig und dein Einsatz soll
belohnt werden. Ich hoffe das die Wunden, die der Gargyl von
Louis dir zufügte bald verheilen. Die gepfählten Körper
der Tremere lagern sicher im Untergeschoss, nur Gregorij
weiss davon. Du wirst die Aufräumarbeiten des verbrannten
Gildehauses leiten. Sollten wir oder einer unserer Tzimisce
Verbündeten noch verräterische Spuren übrig gelassen
haben, so kümmere dich darum. Ich selbst werde erst in
einigen Tage zurückkehren um die Tat zu entdecken. Halte
noch etwas aus Fabien, schon bald wird Gras über die Sache
gewachsen sein und dann können wir unseren Preis beanspruchen.
Die macht des Hexerblutes wird unser sein. Dies ist unser gemeinsames
Geheimnis, Fabien hüte es gut und vernichte diese Nachricht
sobald du sie gelesen hast.
Auf die Zukunft, dein Lehnsherr
Ubiquios
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