Transylvania Chronicles - Fleisch und Blut, 1413
Hoher Besuch, September 1413
Was ich dir nun schreibe, ist vielleicht das bedeutendste, was ich bisher getan habe, wenn auch vielleicht das folgenschwerste. Das Aufzeichnen gelebter Geschichte war schon immer deine Berufung, und dies hier,Diago, soll dein Schmuckstück werden.
Zwei Wochen nach unserer Rückkehr aus Mediasch erhielt ich persönlichen Besuch von Myca Vykos. Sein Anliegen war ein Buch aus meiner Bibliothek, das 'Buch des Landes', wie er es nannte. Diese Buch enthielt den Aufenthaltsort eines Bösen, das dieses Land und alle jungen Tzimisce schon seit Äonen quälte, den Ruheplatz des Ältesten, dem Schöpfer aller Tzimisce. Lange genug, so beschwor er mich, fielen seine Brüder im Kampf gegen ihre Schöpfer, doch nun wäre es Zeit diesen Kampf endgültig zu entscheiden.
Die Anarchen lagen mir noch nie besonders am Herzen, doch nach meiner Demütigung durch Raoul war das Vergießen alten Blutes nun genau das, wonach mein Herz verlangte. Ich gab ihm das Buch, und mehr noch, ich zog, ob schwach oder nicht, mit ihm in den Kampf.

Kupalas Blume, Oktober 1413
Vykos Armee war ein stattlicher Haufen, hauptsächlich Ghule und Welpen, Wesen auf die ich sonst herabsehen würde, doch die Überzeugung in ihren Augen und ihre ungebrochener Gemeinsinn im Angesicht einer solchen Gefahr beeindruckte mich zutiefst.
Der Ruheplatz des Ältesten war eine Ruine. Was früher einmal ein Kloster gewesen sein mochte war nunmehr nichts als überwuchertes Gemäuer. Doch auch diese fast zwanghafte Unscheinbarkeit hielt uns nicht auf. Schnell war eine Wendeltreppe freigelegt, die tief in den Berg hineinführte und Welle auf Welle unserer Krieger verschwand in ihrem hungrigen Schlund. Am Fuße der Treppe angekommen erwartete uns ein Anblick, der in seiner Schlichtheit fast unwirklich wirkte. Da lag er, in einer riesigen Raum, von Fackeln erhellt, die aussahen, als ob sie gerade erst entzündet worden wären. Da lag er, auf einem Steinsockel am Ende des Gewölbes, ein einfacher Mann in einer schlichten Robe. Protheus, der Meister des Wandels. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber diesen Mann hätte ich auf der Straße warscheinlich nicht einmal bemerkt. Bedächtig, fast feierlich schritten wir auf den leblosen Körper zu, Lugoj an unserer Spitze. Doch der Schein trügte. In einem Moment waren nur wir und er hier, dann stürzten sie sich auf uns. Szlachta, dutzende. Viele laufend, einige humpelnd, kriechend oder grotesk hopsend, so verformt wie nur ES es zustande bringen konnte. In Aufregung versuchte ich die Stärke meines Blutes anzurufen, doch nur Schmerzen waren der Lohn. Wieder wurde mir meine Schwäche drastisch vor Augen geführt, doch es gab kein Zurück. Ich weiß nicht mehr wie lange wir mit der Garde des Ältesten rangen, doch als es vorbei war, standen wir Knöcheltief in Blut und Asche. Auch ich kämpfte an vorderster Front und trotz meiner misslichen Lage war ich immer noch stärker als jede dieser Missgeburten. Doch den härtesten Kampf von uns allen führte Lugoj, denn während wir die Szlachta niederrangen, rang Lugoj mit der Seele seiner Urvaters. Und als niemand mehr ausser den wenigen unserer übrigen Gefährten noch stand, war der Älteste noch immer nicht geschlagen. Alle standen um den Altar herum und sahen dem unheiligen Schauspiel zu. Alle, bis auf Fabien. Der Narr versuchte doch tatsächlich auch noch einen Bissen aus dem Antediluvian zu reissen, doch da war es bereits getan. Für einen endlosen Augenblick sahen Fabien und das Ding das einmal Lugoj war sich an, dann hob es die Hand und Fabien flog durch die Lüfte und, ich muss es so sagen, zerschellte an der nächsten Wand. In diesem Moment hätte mir klar sein müssen, das der Versuch sich eine solche Macht anzueignen töricht war, doch ich war Blind vor Gier. Und als es mir sein Blut anbot, da dachte an nichts ausser der Heilung meines Leidens, im Glauben das des alten Wesens böses Blut nun rein wäre.
Ja, selbst als ich Octavios anklagende Stimme hörte wollte ich es noch nicht wahrhaben. Erst als viele Tage vergangen waren, und das Blut des Alten nichts bewirkte erinnerte ich mich an das dritte Zeichen: Der Krieg der Kinder.
Ubiquios

Was zuvor geschah...